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Maltzan Freiherr von Georg, Herr auf Penzlin, * 1501, + 1569.
1525 kauft er gemeinsam mit seinem Bruder Joachim die Herrschaft Teplitz in Böhmen, tauscht sie aber schon 1530 mit Löw von Rozimtal gegen die Herrschaft Wartenberg in Schlesien. 1551 werden die Brüder wegen ihres protestantischen Glaubens von dort vertrieben, können aber später in Schlesien Militsch erwerben. 1530 wird er wieder gemeinsam mit Joachim am Reichstag zu Augsburg von Kaiser Karl V auf Vorschlag König Ferdinands zum Reichsfreiherrn erhoben. Georg (oder Jürgen) steht zeitlebens im Schatten seines berühmten älteren Bruders, dessen auf der folgenden Seite abgebildetes Portrait und ausführliche Lebensbeschreibung erhalten sind:
1492 auf Schloss Neuenburg in Brandenburg geboren, bezieht er schon mit 13 Jahren die Universität Leipzig. 1510 geht er an den Hof Herzog Wilhelm IV von Bayern nach München. 1513 befehligt er 4000 Schweizer Söldner in der Schlacht von Novara und rettet Mailand für Kaiser Maximilian I vor dem Zugriff König Ludwig XII von Frankreich. Zwei Monate später belagert er Dijon, doch verlassen ihn dort seine Schweizer Söldner, nachdem sie von den Franzosen bestochen wurden, und er muss abziehen. 1515 zieht der neue französische König Franz I wieder gegen Mailand, Joachim wird wieder von einem Teil seiner Schweizer verraten und verliert Stadt und Schlacht. 1516 schließen Maximilian und Franz in Brüssel Frieden und Joachim tritt für eine jährliche Pension von 2000 Kronen in den Dienst des Franzosen. In den nächsten acht Jahren bemüht er sich in zahlreichen diplomatischen Missionen bei verschiedenen deutschen Fürsten um die von Franz angestrebte Wahl zum deutschen König und später Kaiser als Nachfolger Maximilians, scheitert aber an der Hausmachtpolitik der Habsburger. 1525 wird er böhmischer Erbherr in Teplitz, kündigt König Franz und tritt in die Dienste seines Landesherrn Ferdinand, König von Böhmen und Erzherzog von Österreich. 1527 zieht er als oberster Feldmarschall Ferdinands gegen die Türken nach Ungarn, um die Krone des heiligen Stephan für seinen König zu gewinnen. 1529 belagert Sultan Soliman der Prächtige Wien und aus dieser Zeit sind zwei hochinteressante Briefe Joachims an seinen Bruder Georg erhalten. Der Postlauf von Böhmen nach Mecklenburg dauert übrigens damals ca. zwei Wochen. Ende September schreibt er aus Prag:
"Trewrige newe zeittung, zu wiszenn, das der turck das schlosz Offenn mit gewalt erobert, gancz Hungerlandt innehabt ane Breszburgk, unnd der türckische keysszer leith iczunt personlich vor Wynn mit grosszer macht über III aber IIII mal hunderttauszent man stark. Unszers konigs kriegsvolck yst belegert, dy lygen ungeferlich XXX tausszent man starck yn der stat Wyn. Es seynt auch auff dyssze stunde II post nacheinander komen, das dy turcken nhu etliche meile Osterreich vorbrant haben, auch über Wyn hinuff ken Lincz zu, das der konig nimer sicher zumLincz yst. Gott vorleyh unsz hulff und gnade."
Joachim zieht mit 40.000 böhmischen Kriegsknechten, von denen er "XX geruster pferde unnd II hundert wol geharnester Knecht" auf eigne Kosten ausgerüstet hat, bis Znaim. Die gesamte kaiserliche Streitmacht besteht aus 224.000 Knechten, 22.800 Rittern und 463 großen Geschützen. Die Türken warten aber deren Eintreffen zum Entsatz Wiens gar nicht ab, sondern ziehen sich schon am 14. Oktober wieder zurück. In einem zweiten Brief an Georg präzisiert Joachim die Besatzung Wiens während der Belagerung: "XXIIm krigsknechte, VIIIm stathvolks unnd lantschafft (Bürgerwehr), IIm reisige (Ritter), CXXV stuck feldt geschucz, zu Wyen yn der stath."
In den Dreißigerjahren ist er vielfach in diplomatischer Mission für Ferdinand unterwegs, 1541 ist er oberster Feldhauptmann im Türkenkrieg. In dieser Zeit tritt er zum Protestantismus über, fällt deshalb bei Ferdinand in Ungnade und wird schließlich von Wartenberg vertrieben. 1551 lebt er wieder gemeinsam mit Georg auf dem väterlichen Stammgut Penzlin im Dienst Herzog Johann Albrecht I von Mecklenburg. Er hat sich nun ganz dem Kampf der protestantischen Fürsten gegen die Habsburger verschrieben und verhandelt in deren Auftrag 1552 in Hampton Court mit König Edward VI von England und in Paris mit König Heinrich II. 1554 erkrankt er schwer auf der Rückreise von Paris, kann daher an den Augsburger Verhandlungen des folgenden Jahres nicht mehr teilnehmen und stirbt 1556 in Mecklenburg. 98)
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Mutter
Tochter