B 262982 K 77
Alexander III der Große von Makedonien, * 20./30.7.356 Pella, 333-327 mit Barsine, der Witwe seines Gegners Memnon liiert, I E 327 mit Roxane von Sogdien, II E (gleichzeitig) 324 mit Statira, Tochter des Dareios, III E (gleichzeitig) 324 mit Parysatis, gleichzeitig hält er sich Hephaistion als männlichen Geliebten, + 10.6.323 Babylon.
Sein Vater, der von Makedonien aus Thessalien, Illyrien und Thrakien erobert und alle griechischen Stadtstaaten mit Ausnahme von Sparta in ein Bündnis mit seinem Kernland gezwungen hatte, lässt ihm eine sorgfältige Erziehung angedeihen und beruft dazu Aristoteles als Philosophie-, Kunst- und Mathematiklehrer an seinen Hof. Er zähmt persönlich sein vermeintlich unbezwingbares Streitross Bucephalos, das ihn später bis Indien tragen soll. Militärisch bewährt sich Alexander erstmals 338 in der Schlacht von Chaironeia, als die Städte des attischen Bundes unterworfen und versklavt werden. 337 lässt sich Philipp II (AL.78/525994 K) von Alexanders Mutter Olympias (AL.525995 K) scheiden und die beiden flüchten aus Angst vor Entwicklungen im Zusammenhang mit der neuen Frau nach Illyrien. Sie kehren jedoch bald nach Pella zurück und sind möglicherweise 336 an der Ermordung Philipps beim Hochzeitsbankett seiner Tochter Kleopatra in Aigai beteiligt.
Antipatros (AL.267658 K) sorgt 336 als Oberbefehlshaber des makedonischen Heeres für eine reibungslose Thronbesteigung Alexanders. Der lässt gleich einmal alle Mitglieder des Hofstaats umbringen, die ihn irgendwie in Zusammenhang mit dem Tod seines Vaters bringen. Während er sich in Korinth von den griechischen Städten Treueide schwören lässt, versuchen die Thraker und Illyrer, das makedonische Joch abzuwerfen. Daraufhin zieht er 335 mit 15.000 Mann über die Donau und stellt die Ordnung im heutigen Bulgarien und Rumänien wieder her. Nun proben die Griechen angeführt von Demosthenes den Aufstand, weil sie Alexander im Norden beschäftigt wähnen, und vertreiben die makedonische Garnison aus Theben. Daraufhin lässt er die Stadt durch seinen Feldherrn Perdikkas mit Ausnahme der Tempel und des Wohnhauses des Dichters Pindar zerstören, 6000 Einwohner töten und die restlichen 30.000 als Sklaven verkaufen. Alle übrigen Städte bitten um Gnade und erlangen Alexanders Verzeihung, weil sie für den geplanten Persienfeldzug gebraucht werden.
Im Mai 334 überschreitet er mit 35.000 Mann den Hellespont und schlägt am Granikos das persische Heer unter dem rhodischen Söldnerführer Memnon. Nun ist der Weg für die Befreiung der ionischen Küstenstädte von den Persern frei, er setzt aber überall eigene Statthalter ein. Sardes und Milet werden erobert und in Halikarnassos siegt er wieder über Memnon. An der Südküste Kleinasiens setzt er seinen Freund Nearchos als Statthalter von Lykien und Pamphylien ein, in Gordion (nahe Ankara) durchschlägt er den berühmten gordischen Knoten und setzt Antigonos (AL.78/535072 K) als Statthalter der bis dahin persischen Satrapie Phrygien ein. Nachdem er bis Sommer 333 auf die Einbringung der Ernte und auf Nachschub aus Griechenland gewartet hatte, marschiert er durch Kappadokien nach Kilikien und nimmt Tarsos ein. Nun versucht der persische Großkönig Dareios III persönlich, ihm mit dem persischen Hauptheer den Nachschub abzuschneiden, es kommt zur berühmten Alexanderschlacht bei Issos (drei, drei, drei, Issos große Keilerei), Alexander bleibt siegreich, Dareios gelingt samt seiner Familie die Flucht nach Damaskus. Dorthin folgt ihm General Parmenion, erobert auch diese Stadt und nimmt die großkönigliche Familie, sowie die Witwe Barsine des inzwischen einer Krankheit erlegenen persischen Feldherrn Memnon gefangen. Alexander behandelt die Familie mit Respekt und macht Barsine zu seiner Geliebten. Damaskus wird geplündert und die auf 7000 Lasttieren abtransportierten Schätze der Stadt dienen zur Entlohnung des griechischen Heeres. Alexander gründet die erste von vielen nach ihm benannten Städten, Alexandria, das heutige Iskenderun.
Bevor Alexander Dareios weiter ins Zentrum seines Reiches verfolgt, erobert er erst einmal die phönizischen Küstenstädte, um der persischen Flotte ihre Basen zu entziehen. Tripolis, Byblos, Beirut und Sidon ergeben sich kampflos, Tyros leistet Widerstand und wird dafür grausam bestraft: Alle Frauen und Kinder werden in die Sklaverei verkauft, alle Männer getötet, 2000 von ihnen entlang der Küste an Kreuze genagelt. Auch Gaza leistet Widerstand, nach dreimonatiger Belagerung werden alle männlichen Einwohner ermordet und der persische Kommandant Batis an einen Streitwagen gebunden zu Tode geschleift. Nun wird ganz Ägypten eine leichte Beute, 332 erklärt der persische Satrap Mazakes in Pelusium (Port Said) die Kapitulation. Alexander lässt sich in Heliopolis (Kairo) zum Pharao und Sohn des Ra ausrufen, zieht weiter nach Memphis und ersetzt alle persischen Beamten, die das Land erst 343 besetzt hatten, durch einheimische Würdenträger. Im Jänner 331 gründet er an der ägyptischen Küste Alexandria und zieht schließlich 400 km weiter durch die Wüste nach Westen, zum Amun-Orakel von Siwa.
Im Mai 331 kehrt er nach Phönizien zurück, bekommt 15.000 frische Soldaten Nachschub aus Makedonien und verfügt nun über 40.000 Fußsoldaten und 7.000 Reiter. Er zieht ostwärts durch Syrien, überschreitet den Euphrat und im September den Tigris. Am 20.9. tritt eine Mondesfinsternis ein, die von den Persern als schlechtes Omen angesehen wird, und es gelingt Alexander, das persische Heer am 1.10.331 in der Schlacht bei Gaugamela (nordöstlich von Mosul, damals Ninive) vollständig zu vernichten. Nun übergibt der persische Satrap Mazaeus kampflos die reiche Stadt Babylon, er macht Mazaeus zu seinem eigenen Statthalter, reitet durch das Ischtar-Tor ein und lässt sich zum „König von Asien“ ausrufen. Nach 5 Wochen Rastpause zieht er ins persische Kernland, Susa ergibt sich, Persepolis wird im Jänner 330 geplündert, der Königspalast niedergebrannt und der gewaltige Kronschatz von 120.000 Talenten abtransportiert. Alexander lässt das Barrengold ausmünzen und belebt damit die Wirtschaft.
Dareios ist immer noch auf der Flucht, Alexander folgt ihm nach Medien, wo der Satrap Bisthanes die Hauptstadt Ekbatana widerstandslos übergibt und wieder ein persischer Statthalter eingesetzt wird. Dareios flieht weiter nach Baktrien, wo ihn sein Verwandter, der Satrap Bessos, gefangen nimmt und erAlexander im Austausch für die Unabhängigkeit seines Landes angeboten wird. Als dieser ablehnt, ermordet Bessos den Dareios im Juli 330 und flieht. Alexander lässt seinen größten Gegner ehrenvoll in Persepolis bestatten. Nun wird Bessos, der sich zum Großkönig Artaxerxes VI ausgerufen hat, weiter verfolgt. Hyrkanien, die persische Satrapie an der Südküste des Kaspischen Meeres, wird erobert und Alexander wird dabei von Oxyartes, dem Bruder des ermordeten Dareios, unterstützt. Hingegen hat der Satrap Satibarzanes von Aria mit Bessos paktiert, dafür wird seine Hauptstadt Artacoana zerstört, in Alexandria (heute Herat) umbenannt und die Bevölkerung versklavt. Nach beschwerlicher Reise entlang des Flusses Tarnak erreicht Alexander im April 329 das Zentrum des heutigen Afghanistan und gründet dort ein weiteres Alexandria, das heutige Charikar an den Hängen des Hindukusch. Er überquert beschwerlich das Gebirge, Baktra (heute Balkh) wird kampflos eingenommen und sein persischer Vertrauter Artabazos, der Vater der Barsine, als Satrap eingesetzt. Er verfolgt Bessos weiter über den Oxus (Amu Darja) nach Sogdien (heute Turkmenistan), wo er seiner endlich habhaft wird. Er lässt ihm Nase und Ohren abschneiden und ihn schließlich in Medien kreuzigen. Weiter nördlich erobert er die sogdische Hauptstadt Marakanda (heute Samarkand, Usbekistan), die letzte persische Satrapie. Am Syr Darja gründet er ein weiteres Alexandria (Chudshand, Tadschikistan).
Im Mai 329 beginnt Alexanders politischer Abstieg. Er benötigt zwei Jahre, um die immer wieder aufflammenden sogdischen Aufstände mit unerhörter Grausamkeit zu unterdrücken und als er 327 nach Baktrien zurückkehrt, muss er eine Besatzung von 11.000 Mann im Land zurücklassen. Er entfremdet sich seinen griechischen Generälen, weil er zunehmend seine persischen und baktrischen Hilfstruppen von ihren eigenen Offizieren kommandieren lässt. Er verstößt seine persische Geliebte Barsine samt ihrem Sohn Herakles und heiratet die sogdische Prinzessin Roxane. Seine Bestrebung, das persische Hofzeremoniell und damit die Proskynese einzuführen, gelingt nur bei den Persern, die Griechen verweigern sie ihm. Darauf lässt er einige seiner früher treuesten Gefolgsleute hinrichten, darunter seinen Biographen Kallisthenes.
326 beschließt er die Eroberung Indiens, das aus zahlreichen Kleinstaaten bestand. Das Land zwischen den Flüssen Kabul und Indus macht er zur Provinz Gandhara und setzt dort Nikanor als Statthalter ein. Am anderen Ufer des Indus wird er von König Omphis in Taxila (bei Islamabad) freundlich empfangen und auch anstandslos als Gott anerkannt. Dies verweigert jedoch Poros, der König von Pauravas am anderen Ufer des Nebenflusses Hydaspes (Jhelum), Poros wird zwar besiegt, aber Alexander verliert in der Schlacht sein berühmtes Pferd Bucephalos. Dem Tier zu Ehren gründet er die Stadt Bucephala (heute Jalapur). Auf dem Weitermarsch nach Osten, um auch das Fürstentum Magadha am Ganges zu erobern, meutern schließlich die Truppen wegen des heftigen Monsunregens und der vielen Hochwasser führenden Flüsse und Alexander lässt sich zur Umkehr überreden. Von Bucephala aus will er per Schiff am Indus bis ans Meer fahren, kann aber nicht genug Schiffe für alle Truppen bauen, ein Teil der Armee muss den Landweg nehmen. Dabei kommt es immer wieder zu Kämpfen, bei Multan wird Alexander durch einen Pfeil schwer an der Lunge verletzt. Als nächstes greift er die Staaten von Sindh an, die Könige Musicanus, Oxycanus und Sambus werden unterworfen und Roxanes Vater Oxyartes wird zum Statthalter gemacht.
Im Frühsommer 325 erreicht er den Indischen Ozean. Ein Viertel des Heeres soll unter dem Kommando des Nearchos auf dem Seeweg heimkehren, den größeren Teil führt Alexander am Landweg und verliert bei der 60-tägigen Durchquerung der gedrosischen Wüste in Belutschistan viele Soldaten wegen Erschöpfung. Im Dezember erreicht er Pura (heute Bampur), den östlichsten Vorposten Persiens, und ist damit in Sicherheit. In Susa vereinigt er 324 seine Truppen mit denen des Nearchos, bei den großen Feiern verheiratet er 10.000 Perserinnen mit griechischen Soldaten und heiratet selbst auch noch zwei zusätzliche Frauen. Im Herbst 324 geht er nach Ekbatana, wo sein Geliebter Hephaistion nach einem Trinkgelage stirbt. Daraufhin lässt er den Arzt seines verlorenen Freundes hinrichten. Im Februar 323 kehrt er nach Babylon zurück und schmiedet Pläne zur Eroberung der arabischen Halbinsel. Als er bei einem Festgelage wieder einmal viel zu viel getrunken hat, erkrankt er an einem Fieber und stirbt am 10.Juni.
Erst ein paar Monate nach seinem Tod gebiert Roxane seinen einzigen legitimen Sohn, Alexander IV Aigos, der aber noch im Kindesalter 310 gemeinsam mit seiner Mutter auf Anweisung von Antipaters (AL. 267654 K) Sohn Kassander ermordet wird.
Alexanders letzte Worte auf die Frage, wem er sein Reich hinterlassen würde, waren: Dem Stärksten von euch. Die darauf einsetzenden Diadochenkämpfe führten zu drei fortbestehenden Reichen: Die Antigoniden (AL.78/535072 K ff) in Makedonien (bis 148 v.Chr.), die Seleukiden (AL.78/525952 K ff) in Vorderasien (bis 64 v.Chr.) und die Ptolemäer (AL.77/267648 K ff) in Ägypten (bis 30 v.Chr.).
Unsere Abstammung von Alexander dem Großen ist umstritten, weil ihm manche konventionelle Historiker wegen seines homosexuellen Verhältnisses mit Hephaistion trotz drei nachgewiesener Ehen und zahlreicher illegitimer Verbindungen keine Nachkommenschaft zubilligen. Tatsächlich sind aber mindestens zwei der fünf Söhne Alexanders dokumentarisch nachgewiesen und zweifellos gab es auch Töchter. Der Genealoge Christian Settipani weist schlüßig nach, dass die namentlich unbekannte Gattin des Prinzen Achaios von Syrien (AL.76/131490 K) mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Tochter Alexanders ist. Die Abstammung von drei hellenistischen Königen (Alexander von Megalopoli, Peloponnes, Mithridates VI Eupator von Pontos, AL.70/ 2054 K, und Antiochos I von Kommagene, AL. 68/522 K), die sich glaubhaft als Abkömmlinge Alexanders bezeichnen, ist nur über die Seleukiden darstellbar. In der fraglichen Zeit ist Achaios der einzig mögliche Seleukide, der als Schwiegersohn Alexanders denkbar ist. Überdies trägt dessen zweitgeborener Sohn (nach Andromachos, AL.75/65746 K) auch den Namen Alexander.
Vater
Mutter
Tochter