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Weingraber Stephan, genannt Etienne, k. u. k. Kabinetts-Kourier, kaiserlicher Rat, * 18. 9. 1822 Magersdorf 18, Pf. St. Stefan im Rosental, Stmk., E 20. 11. 1854 St. Stefan, + 6. 5. 1911 Marburg a. d. Drau, Goethestraße 18, Pf. St. Maria.
Besucht Gymnasium und Universität in Graz, wo er auf Wunsch seines Vaters Theologie studiert. Tritt jedoch vor der dritten Weihe 1848 aus dem Seminar aus und wird deshalb von seinem Vater aus dem Haus gejagt. Sein Bruder Franz Xaver läuft ihm nach und gibt ihm noch einen Gulden. Dient hierauf 8 Monate lang bei der Nationalgarde in Graz. 1853 bekommt er durch Vermittlung seines ehemaligen Kompanie-Kommandanten Ritter von Leitner eine Stelle im Zahlamt des Außenministeriums und wird schließlich 1861 k. u. k. Hof- und Cabinets Courier. 1854 heiratet er Emma, Freiin von Hagen in St. Stefan, wo sie deren Onkel, Pfarrer Franz Hugowitsch traut. Die Anmerkungen zu ihren 12 Kindern stehen unter AL. 4/10. Geht 1898 nach 37 Jahren Dienst als Courier im 77. Lebensjahr in Pension. Hat laut Courierbuch 151.055 deutsche Meilen (d. s. 1,027.000 km) zurückgelegt, begleitet Kaiser Franz Josef nach Russland und 1869 nach Kairo zur Eröffnung des Suez-Kanals. Er war dienstlich in Paris 114 mal, in London 93 mal, in Berlin 85 mal, in Salzburg (!) 64 mal, in Frankfurt am Main 63 mal, in Petersburg 59 mal, in Moskau und Warschau je 34 mal, in Rom 23 mal, ferner in Konstantinopel (Istanbul), Madrid, Cairo, Bern, Prag, Lyon, Orsowa und Nikolsburg. Feiert 1904 im Kreis von 36 Kindern und Enkeln auf seinem Landsitz in Potschgau bei Marburg die Goldene Hochzeit.
Sein Bruder Georg Weingraber ist Dechant in Pischelsdorf, Stmk., und Erbauer der dortigen Neo-Barocken Kirche. Besucht mehrmals Rom und das Heilige Land. War weitaus beliebter als sein Nachfolger, so dass diesem von Burschen auf die Kirchentür geschmiert wurde: Dechant Weingraber steh auf und regier, Dechant Müller leg Di hin und krepier!
Vater
Mutter
Sohn