B 64 D 48
Childerich, seit 457 Teilkönig der Franken, + 481 Tournai. Seine Jugend verbringt er im Exil am Königshof von Thüringen, wo er um 460 Basena heiratet. 463 kämpft er als Verbündeter des römischen Heermeisters Aegidius gegen die Westgoten an der Loiremündung, 469 gegen die sächsischen Piraten bei Angers, 470 gegen die Alanen bei Orléans und später auch gegen die Alemannen, sowie mit Syagrius (464 - 486) auch wieder gegen die Westgoten. Er selbst ist römischer Comes und bedient sich antiker Formen der Herrschaftsführung, wie die Umschrift auf seinem oben abgebildeten goldenen Siegelring beweist: CHILDERICI REGIS.
Als Comes ist er legitimer ziviler und militärischer Befehlshaber der römischen Provinz Belgica Secunda. Obwohl er Heide bleibt, ist er der heiligen Genovefa (422 - 502) in aufrichtiger Verehrung zugetan und überlässt ihr die Verwaltung der Stadt Paris. Er lässt sie u.a. auch über das Leben von zum Tod verurteilten Delinquenten oder die Freilassung von Gefangenen entscheiden. 476 schließt er ein Bündnis mit König Odoaker in Ravenna, der dort gerade erst den letzten römischen Kaiser des Westens, Romulus Augustulus, abgesetzt hat.
481 wird er unter einem künstlich angelegten Hügel von ca. 20 m Durchmesser gemeinsam mit seinem Reitpferd begraben. In der unmittelbaren Umgebung des Grabhügels werden weitere 21 Pferde kollektiv bestattet. Die kostbaren Beigaben seines 1653 in Tournai entdeckten Grabes sind die bedeutendsten erhaltenen Zeugnisse fränkisch-merowingischer Kunst. Sie kamen 1662 von ihrem vorderösterreichischem (belgischen) Fundort nach Wien, wurden aber vom Kaiser schon drei Jahre später auf Drängen des Mainzer Erzbischofs Schönborn König Ludwig XIV geschenkt. 1831 wird der größte Teil davon gestohlen und eingeschmolzen. Der Rest, und viele nach alten Zeichnungen angefertigte Nachbildungen, befindet sich heute in der Bibliotheque Nationale in Paris.
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