B 24 E 26
Mecklenburg Fürst von Pribislaw II, * um 1125, + 30.12. 1178 Lüneburg, am Hof Heinrich des Löwen (AL. 26 E) an einer beim Turnier erlittenen Verletzung, bestattet in Doberan.
Als sein Vater Niklot 1160 im Kampf gegen den Löwen fällt, kämpfen er und seine Brüder weiter und es gelingt ihm sogar, 1164 die Burg Mecklenburg zu erobern. Allerdings gerät sein Bruder Wertislaw in Gefangenschaft und wird in Malchow öffentlich hingerichtet. Pribislaw kann seine Eroberungen nicht halten, muss auf das Gebiet seines Schwiegervaters nach Pommern flüchten, verliert die Entscheidungsschlacht bei Verchen und unterwirft sich 1167 schließlich doch Herzog Heinrich, der ihn mit Mecklenburg belehnt, allerdings ohne die inzwischen abgetrennte Grafschaft Schwerin. 1171 gründet er das Kloster Doberan mit dem künftigen Erbbegräbnis der Familie. Im folgenden Jahr begleitet er den Löwen auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem. Als Zeichen vollständiger Aussöhnung bekommt in Pribislaws Todesjahr sein Sohn und Erbe Heinrich Borwin I (AL. 25/12 E) Heinrichs außereheliche Tochter Mechthild (AL.25/13 E) zur Frau.
1856 eröffnet der Historiker G.C.F. Lisch das Grab und berichtet darüber:
Zur sichern Bezeichnung des Grabes des Fürsten Pribislav legte ich im Anfange des Monats April 1856 das Begräbniß wieder frei. Am 3. April 1856 war der ganze Grund so weit aufgegraben, daß die Grabkiste Pribislavs offen lag und Se. Königliche Hoheit der allerdurchlauchtigste Großherzog, Allerhöchstwelcher zu der Oeffnung und Schließung des Grabes nach Doberan gekommen war, Sich von den Umständen Allerhöchstselbst überzeugen konnte. Das Grab Pribislavs, des christlichen Stammvaters des fürstlichen Hauses und des Gründers des Klosters Doberan, war zur Zeit der katholischen Kirchenverfassung und so lange das Kloster und das Bewußtsein des Stifters desselben dauerte, mit einem großen Leichensteine bedeckt, auf welchem eine „schöne Messingplatte“ befestigt war, welche späterhin und mit derselben das Andenken an diese ehrwürdige Stätte spurlos verschwunden ist. Daher war auch über dem Grabe Pribislavs keine andere Leiche begraben, sondern die Erde über demselben war reiner Sand. Der Stammvater Pribislav war in der Mitte 2) der fürstlichen Begräbnißkapelle, grade vor dem Altare dieser Kapelle und unter dem Schlußsteine des Gewölbes, selbstverständlich mit dem Antlitz gegen Osten hin, eingesenkt. Dagegen ruhen rund um ihn her in vielen Schichten über einander in reiner Erde, ohne Sarkophage, die Gebeine seiner Nachkommen aus den drei älteren Linien, deren Begräbnißstätten nur mit großen Wappenziegeln aus gebranntem Thon bezeichnet waren. Die Leiche Pribislavs lag tiefer als die Leichen aller seiner Nachkommen. - Die Kapelle war, wie der hohe Chor der Kirche, mit den bekannten kleinen Mosaikziegeln (oder „Klinkern“)
des 12. Jahrh. gepflastert 3).
Der Sarkophag Pribislavs stand in seinen Fundamenten 6 Fuß tief unter dem Fußboden der Kirche. Er war von großen Ziegeln rechtwinklig aufgemauert, 2 Fuß hoch, 8 Fuß lang und 2 Fuß 10 Zoll weit im Innern, unten ohne Unterlage in die Erde gesetzt, oben offen. In diesem Grabe Pribislavs hatte ein hölzerner Sarg gestanden, welcher 6 1/2 Fuß lang und am Kopfende 2 Fuß breit gewesen war. Das Holz war nur noch an der braunen Farbe, aber ganz deutlich zu erkennen; metallene Verzierungen oder Beschläge waren nicht vorhanden, nur sehr große eiserne Sargnägel, welche in Kalk getaucht waren, lagen in der braunen Erde. In diesem Sarge innerhalb des Ziegelsarkophages lag das wohl erhaltene Gerippe Pribislavs, gegen Osten schauend, mit den Händen im Schooße. Im hohen Grade überraschend war die Erscheinung, von der auch Se. Königliche Hoheit Allerhöchstsich genau überzeugte, daß der Schädel, welcher vorher gewiß noch nie gedrückt oder von der Stelle bewegt war, an der rechten Schläfe neben dem Stirnbein ein Loch von 1 1/2 Zoll hamb. Maaß Durchmesser hatte; der Schädel war hier durchstoßen und das Schläfenbein zersplittert, ohne Zweifel von dem Lanzenstoße, an welchem Pribislav starb: daher war die Verwundung auch an der rechten Seite, mit welcher Pribislav seine Lanze ausgelegt hatte.
Vater
Sohn