B 252 B = 36/22146 E 32
Otto I d. Große, Kaiser von Deutschland 936 - 73, * 23. 10. 912, I E 929 mit Prn. Edgitha von England (AL.36/22147 E, + 26. 1. 946), II E Okt. 951 Pavia mit AL. 253 B, + 7. 5. 973 Memleben, begr. Magdeburg.
Bruder der Prn. Gerberga (AL. 151 B) und somit Schwager Kg. Ludwig IV von West- franken (AL. 150 B), des Hz. Heinrich v. Bayern (33/192 C) und der Hzn. Hadwig v. Franzien (35/551 C). 928 ist er schon mit 16 Jahren an den Slawenkriegen beteiligt und bekommt aus der Beute eine Slawin vornehmer Abkunft zugeteilt, mit der er Wilhelm, den späteren Erzbischof von Mainz, zeugt. Schon im nächsten Jahr wird er standesgemäß mit Prn. Edgitha, der Halbschwester des englischen Königs Aethelstan verheiratet. Dadurch wird er Schwager König Karl III d. Einfältigen v. Westfranken (AL. 33/300 B) und Herzog Hugo d. Gr. v. Franzien (AL. 35/550 C).
Schon 929 wird er von seinem Vater zum alleinigen Nachfolger designiert und fünf Wochen nach dessen Tod am 7. 8. 936 in Aachen zum König gekrönt. Als erste Waffentat besiegt er zunächst die Redarier und betraut seinen lebenslänglich treuen Freund Hermann Billung (AL. 31/96 B) mit dem Schutz der Slawengrenzen. 937 benützt er den Tod Herzog Arnulfs v. Bayern (AL 200 B), um dessen Söhnen Eberhard und Arnulf die Herzogswürde streitig zu machen, solange sie nicht das Recht der Bischofsernennung auch in Bayern wieder an die Krone zurückgeben. Die daraus resultierende kriegerische Verwicklung endet im Herbst 938 mit Ottos Sieg. 939 sichert er durch ein Bündnis mit seinem Schwager Hz. Hugo von Franzien (AL. 35/550 C) und Gf. Heribert II v. Vermandois (AL. 34/728 B) gegen seine beiden anderen Schwäger, Kg. Ludwig IV v. Westfranken (AL. 150 B) und Hz. Giselbert (AL. 35/11102 E), Lothringen in der Schlacht bei Andernach für Deutschland und versöhnt 942 im Frieden von Vise die französischen Verwandten wieder miteinander. Größere Schwierigkeiten bereitet ihm der Abfall seines ehrgeizigen Bruders Heinrich, der sich für den rechtmäßigen Thronerben hält, weil er im Gegensatz zu Otto zu einer Zeit geboren wurde, als ihr Vater Heinrich (AL. 33/302 B) schon König war. Gemeinsam mit den Herzögen Eberhard v. Franken und Giselbert v. Lothringen rebelliert er gegen den König. Als ersterer jedoch im Kampf fällt und letzterer auf der Flucht im Rhein ertrinkt, flieht Heinrich 939 zu seiner Schwester (und Giselberts Witwe) Gerberga (AL. 151 B), die beide Brüder wieder miteinander versöhnt. Er wird mit dem Herzogtum Lothringen belehnt, will sich aber damit nicht abfinden und beteiligt sich 941 neuerlich an einer Verschwörung gegen Otto, der dabei zu Ostern in Quedlinburg ermordet werden sollte. Das Komplott wird verraten, die Rädelsführer werden hingerichtet, Heinrich in Ingelheim eingekerkert. Schon zu Weihnachten erlangt er aber Ottos Verzeihung und wird 948 sogar mit dem Herzogtum Bayern belehnt.
Erst nach dem Tod Edgithas befasst sich der König 946 im Alter von 35 (!) Jahren damit, Lesen und Schreiben zu erlernen. 951 rückt Otto mit großer Heeresmacht in Pavia ein, von wo der langobardische König Berengar (AL. 35/11096 E) nach San Marino geflüchtet war, und feiert dort mit der 20 - jährigen Witwe Adelheid (AL. 253 B) des verstorbenen Königs Lothar Hochzeit. 952 leisten Berengar und sein Sohn Adalbert am Reichstag von Augsburg den Vasalleneid, müssen aber Verona, Friaul und Istrien an Bayern abtreten. Im gleichen Jahr gebiert Adelheid Otto einen Sohn Heinrich, was Herzog Liudolf v. Schwaben, Ottos Sohn von Edgitha (AL. 36/22147 E), zum Aufstand treibt. Liudolf zieht einen großen Teil des fränkischen, schwäbischen und bayrischen Adels auf seine Seite, darunter auch Pfalzgraf Arnulf v. Bayern (AL. 34/260 C), bringt seinen Vater in arge Bedrängnis, muss sich aber nach dem Verlust Regensburgs 954 unterwerfen und verliert sein Herzogtum.
Schon 954 waren die Ungarn vom Bürgerkrieg begünstigt plündernd in Deutschland eingefallen, als sie aber 955 wiederkommen erringt Otto mit seinem vereinigten Heer am 10. August seinen berühmten Sieg auf dem Lechfeld vor Augsburg, durch den die Magyaren endgültig in ihre Schranken gewiesen werden. Bereits am 16. Oktober des gleichen Jahres erringt der König einen ebenso großen Sieg über die Abodriten an der Recknitz im östlichen Mecklenburg. 960 waren Berengar (AL. 35/11096 E) und Adalbert (AL. 34/5548 E) in Italien längst wieder abgefallen, bedrohten in Rom den erst zwanzigjährigen und unwürdigen Papst Johannes XII, der sich seinerseits an Otto um Hilfe wendet. Otto kann am 2. 2. 962 feierlich in Rom einziehen und gemeinsam mit Adelheid die römische Kaiserkrönung erlangen. Kurz darauf verbündet sich aber der
Johannes mit Adalbert gegen Otto, was zur Absetzung des Papstes durch den Kaiser und zur Wahl eines Laien führt, der als Leo VIII nur 963/64 die Tiara trug. Von nun an sollte die Papstwahl nicht mehr dem Volk von Rom, sondern dem Kaiser obliegen.
Im Mai 961 lässt er seinen fünfjährigen Sohn Otto (AL. 31/126 B) am Reichstag in Worms zum König wählen, 966 seine elfjährige Tochter Mathilde zur Äbtissin von Quedlinburg. Im gleichen Jahr zwingt ihn ein Aufstand in Rom zur Rückkehr in die ewige Stadt, wo er die Rädelsführer aufhängen und den ihm genehmen Johannes XIII (965 - 72) zum Papst wählen lässt. Sehr viel länger benötigt er, um den Byzantinern die süditalienischen Herzogtümer Capua, Benevent und Salerno zu entreißen, auf das ebenfalls angestrebte Apulien muss er verzichten, bringt aber 972 die Vermählung seines Thronfolgers mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu (AL. 31/127 B) zustande.
Am 7. 5. 973 wird der Kaiser inmitten seiner Reichsgeschäfte in Deutschland von einem Fieber befallen und stirbt noch am gleichen Abend in Memleben. Er wird in dem von ihm gegründeten erzbischöflichen Dom von Magdeburg in einem Marmor - Sarkophag bestattet, der die Inschrift trägt:
Tres luctus causae
sunt hoc sub marmore clausae,
Rex, decus ecclesiae,
summus honor patriae.
Vater
Mutter
Sohn
Tochter