B 346 E 30
Heinrich IV, Römischer Kaiser in Deutschland, * 11. 11. 1050 Goslar, I E Juli 1066 Tribur mit AL. 347 E, II E 1089 mit Praxedis von Kiew (Tochter des Großfürsten Wsewolod, AL. 336 E, aus dessen II E, + 10. 7. 1109 Kiew), + 7. 8. 1106 Lüttich, beigesetzt im Dom zu Speyer. Im November 1053 wird er in Tribur zum Mitkönig neben seinem Vater gewählt. Zu Weihnachten 1055 wird er in Zürich als 5jähriger mit der 4jährigen Markgräfin Bertha von Turin verlobt, die er 11 Jahre später dann auch tatsächlich heiratet. Offenbar war diese Verbindung von eminenter politischer Bedeutung. Beim Tod seines Vaters 1056 ist er erst sechs Jahre alt und die Regentschaft führt seine Mutter Agnes (AL. 31/ 693 E). Sie kann sich gegen die mächtigen Herzöge nicht durchsetzen und auch der von ihr 1061 nominierte Papst Honorius II unterliegt in Rom dem von den Kirchenreformern bevorzugten Alexander II. Die fromme Kaiserin legt wegen des Schismas die Regentschaft zurück, lebt fortan in einem römischen Kloster und überlässt Heinrich Erzbischof Anno von Köln. 1065 wird er anlässlich seiner Schwertleite für mündig erklärt und übernimmt selbst die Regierung. 1069 verlangt er am Reichstag in Worms die Scheidung, doch können ihn der päpstliche Legat Petrus Damiani und seine fromme Mutter von der moralischen Unmöglichkeit der Erfüllung seines Ansinnens überzeugen. Ursache dieses Wunsches wird wohl gewesen sein, dass Berthas Schwester Beatrix die Gemahlin seines größten politischen Gegners war, des Schwabenherzogs Rudolf von Rheinfelden. Seine noch sehr junge Gemahlin erleidet zwei Fehlgeburten, bringt aber 1072 Agnes (AL. 29/173 E) und 1074 Konrad zur Welt.
Sobald Heinrich selbständig regiert kommt es zu Aufständen der Bayern (Hz. Welf IV, AL. 29/208 E), Sachsen (Hz. Magnus Billung, AL. 27/6 B), Ottos von Northeim (AL. 428 E) und anderer Großer, die erst 1075 befriedet werden können. 1073 war in Rom Gregor VII gewählt worden, der zielstrebig den Primat des Papstes gegen den Kaiser durchzusetzen versucht. Am 24. 1. 1076 setzen sich König Heinrich und alle seine Bischöfe auf einer Synode in Worms zur Wehr und fordern den Papst zum Rücktritt auf. Dieser bannt als Antwort den König am 15. 2. und entbindet seine Untertanen des Treueids. Heinrich sieht sich gezwungen nachzugeben, geht im Jänner 1077 über die Alpen und leistet ab 25. 1. auf Canossa, der Burg der Mathilde von Tuszien, hinter deren festen Mauern sich der Papst sicherheitshalber aufhält, Kirchenbuße. Drei Tage lang muss er barfuss im Schnee vor der Burg warten bis er vorgelassen wird und die Absolution erhält. Inzwischen nützen die deutschen Fürsten Heinrichs Abwesenheit aus und wählen am 15. 3. 1077 seinen ihnen genehmeren Schwager, den Schwabenherzog Rudolf von Rheinfelden zum König. Im Gegenzug hält Heinrich zu Pfingsten in Ulm einen Reichstag, setzt Rudolf als Herzog und natürlich auch als König ab, ebenso die aufständischen Herzöge von Bayern und Kärnten. Die wehren sich natürlich, es kommt zu Kämpfen, wobei Heinrich im August 1078 in Melrichstadt, Franken, und im Jänner 1080 bei Flarchheim an der Unstrut gegen Rudolf verliert. Dank der Unterstützung durch Herzog Wratislaw II von Böhmen (AL. 29/162 E) kann sich Heinrich aber insgesamt behaupten. Er revanchiert sich wenig später mit der Verleihung des Königstitels an den Herzog. Bei der römischen Fastensynode von 1080 bannt Papst Gregor Heinrich erneut und streitet die drei Jahre zuvor in Canossa gewährte Absolution ab. Damit setzt er sich allerdings ins Unrecht und schon im Juni verurteilt eine nach Brixen einberufene Bischofssynode diese Vorgangsweise. Im Oktober 1080 verliert der Gegenkönig Rudolf in der Schlacht an der Elster die rechte Hand, mit der er einst Heinrich den Treueid geleistet hatte. Kurz darauf stirbt er an dieser Verwundung, was als Gottesurteil angesehen wird und die Position des Königs stärkt. Der zieht 1081 nach Rom, um sich auch seines dortigen Widersachers zu entledigen, die Vertreibung gelingt allerdings erst im März 1084. Heinrich lässt sofort einen Gegenpapst, Clemens III, wählen, der an ihm und Bertha am 31. 3. die Kaiserkrönung vollzieht. Im Mai 1087 lässt er seinen 13jährigen Sohn Konrad zum Mitkönig krönen, der Triumph wird nur durch den Tod der Kaiserin Bertha im Dezember getrübt. Die hatte im Jahr davor noch Heinrich V geboren, der noch der ärgste Gegner seines Vaters werden sollte. 1089 heiratet er Praxedis von Kiew, die Witwe Graf Heinrichs von der Nordmark, die ihm zur nicht minder gefährlichen Feindin wird.
Er versucht ab 1090 mit wechselndem Erfolg in Italien wieder Ordnung zu schaffen, wo "sein" Clemens II inzwischen von einem gegnerischen Papst Urban II verdrängt worden war. 1093 fällt sein Sohn Konrad von ihm ab und 1094 gerät Praxedis unter den Einfluss der päpstlichen Partei (geführt von den Guelfen, nämlich Herzog Welf V, der 17jährig die 43jährige reiche Mathilde von Tuszien geheiratet hatte) und verleumdet den Kaiser auf das Schrecklichste. 1095 kommt ihm aber ein Streit zwischen den Guelfen zu statten. Welf V verlässt Mathilde, Heinrich belehnt ihn mit ihren Gütern und setzt seinen Vater Welf IV (AL. 29/208 E) wieder als Herzog in Bayern ein. Nun kann er nach Deutschland zurückkehren, lässt 1098 seinen abtrünnigen Sohn Konrad auf einem Reichstag in Mainz die Herrschaft absprechen und seinen zweiten Sohn Heinrich zum Mitkönig wählen und anschließend in Aachen krönen. Der 12jährige muss eidlich versprechen, nie gegen den Willen seines Vaters tätig zu werden. Bis zu seinem 18. Geburtstag hat er diesen Eid vergessen.
Dem Verhältnis des immer noch gebannten Kaisers mit der Kirche ist es nicht förderlich, dass er zwangsgetauften Juden die Rückkehr zu ihrem alten Glauben gestattet. 1103 verkündet er einen Reichslandfrieden, der - eine revolutionäre Neuerung - für Freie und Unfreie bei Gewalttaten die gleiche Todesstrafe vorsieht. Die Beschneidung des lieb gewonnenen Fehderechtes und die Einebnung der Standesunterschiede verstärkt die Missstimmung in der Aristokratie. 1104 finden die Fürsten im jungen Heinrich einen legitimen Anführer, den die Kirche nur allzu gerne von seinen Eidesfesseln an seinen Vater löst. Es gelingt ihm, den Vater 1105 in Ingelheim gefangen zu setzen, zur Abdankung zu zwingen und die Herausgabe der Reichsinsignien zu erreichen. Im nächsten Jahr gelingt dem aber die Flucht, er sammelt in Köln und Niederlothringen loyale Truppen um sich und schlägt seinen Sohn zu Ostern 1106 an der Maas bei Lüttich. Dort allerdings stirbt er im folgenden Sommer nach kurzer Krankheit im 56. Lebensjahr.
Vater
Mutter
Tochter