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Babylon König Nebukadnezar II (Nabu-Kudurri-Usur, Nabucco, Nabuchodonosor, Gott Nabu schütze meinen ersten Sohn), * um 635, + Oktober 562. Von seinem Vater schon frühzeitig mit politischen und militärischen Aufgaben betraut, kommt er 605 bei dessen Tod an die Macht. Traditionsgemäß unternimmt er alljährlich Kriegszüge in aufständische Krisenregionen seines weitläufigen Reiches. Von 604-595 sind Tributzahlungen von Mazamua, Aschdod, Gaza, Sidon, Tyros und Arwad belegt. 598 und 586 wird Jerusalem zwei mal eingenommen und zerstört. Die von der Bibel (Könige, Jeremias) berichtete Deportation der Juden ins babylonische Exil scheint nur die Oberschicht betroffen zu haben, die in Babylon sehr bald wieder über große Vermögen und einflussreiche Stellungen verfügt. Das biblische Buch Judith, nach dem sie bei einem Festmahl den feindlichen Heerführer Holofernes mit dessen eigenem Schwert tötet und damit die Babylonier in die Flucht schlägt, macht sie zwar zu einer jüdischen Heldin und zur Vorlage vieler Gemälde, Dramen und Opern, dürfte aber mit der Realität nicht viel gemein haben.
Im Inneren baut der König die Hauptstadt prächtig aus, auch das Weltwunder der so genannten Hängenden Gärten der Semiramis soll erst von ihm geschaffen worden sein. Das Ischtar-Tor - eines der Stadttore von Babylon - sowie die Prozessionsstraße wurden unter seiner Herrschaft errichtet. Sie befinden sich heute im Pergamonmuseum in Berlin. Das Tor war Teil der Stadtmauern von Babylon, welche nach einigen, insbesondere älteren, Listen zu den sieben Weltwundern der Antike gehörten. Die Prozessionsstraße, die ursprünglich zwischen 20 und 24 Meter breit war und eine Länge von etwa 250 Metern hatte, wurde von den Babyloniern alljährlich für das Neujahrsfest im Frühling benutzt. Die Mauern, die mit hauptsächlich blau glasierten Ziegeln verkleidet waren, waren mit Tierdarstellungen verziert, wie sie sich auch am Ischtar-Tor selbst befanden. Das Tor bewachte den Zugang zu einer 90 m hohen Zikkurat, die von einem Marduk-Schrein gekrönt war. Das Ischtar-Tor und die Prozessionsstraße wurden unter Verwendung der glasierten Original-Lehmziegel rekonstruiert. Die Wände des Tors sind ausgeschmückt mit Darstellungen von Löwen, Stieren und Drachen, die Symbole für die Hauptgottheiten Babylons sind. Die dargestellten Löwen sind Symbole der Göttin Ischtar, Herrin des Himmels, Liebesgöttin und Beschützerin der Armee. Die Schlangen ähnlichen Drachen stellen Muschku (auch Bel genannt), den Gott der Stadt und der Fruchtbarkeit dar, der ewiges Leben schenkte. Die wilden Stiere symbolisierten den Wettergott Adad. Auch in anderen Städten, wie Borsippa, Uruk, Ur, Larsa und Sippar baut er Befestigungsanlagen, Zikkurate, Tempel und Paläste.
Er selbst berichtet von sich: "Ferne Länder, ... durstreiche Strecken wurden durchzogen und die Unbotmäßigen getötet, Feinde gefangen, das Land habe ich recht geleitet und das Volk üppig gedeihen lassen." Die vom Propheten Daniel berichtete Geschichte von den drei Jünglingen im Feuerofen, nach der der König eine goldene Statue von sich errichtet und alle, die sich weigern vor ihr nieder zu knien, verbrennen lässt, wurde in jüngster Zeit von Johnny Cash zum Song "The Fourth Man in the Fire" verarbeitet. Nebukadnezar lebt ferner weiter in Verdis Oper Nabucco und in der gleichnamigen Pipeline, die in Zukunft von Zentralasien nach Mitteleuropa führen wird.
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Mutter
Tochter