B 4800 B = 38/82720 E = 39/7 344 674 A 37 weitere Verbindung Otto / Weingraber
Karl der Große, Kaiser, * 2.4.747 Ingelheim (?), I E 769 mit N., Tochter des Langobardenkönigs Desiderius, 770 verstoßen, II E 771 mit AL.4801 B, III E Okt.783 mit Fastrada (+ 10.8.794) im Dom von Worms, IV E 795 mit Luitgard v. Alemannien (+ 4.6.800), daneben noch sechs Konkubinen: Himiltrud, NN., Madelgarda, Gersvinda, Regina und Adallind, + 28.1.814 Aachen. Von seinen 18 bekannten Kindern stammen alle 9, von denen Nachkommenschaft nachgewiesen ist, aus seiner zweiten Ehe, 6 waren im geistlichen Amt tätig. 350 Jahre nach seinem Tod wird er am 29.12.1165 auf Betreiben Kaiser Friedrich Barbarossas heilig gesprochen und sein Todestag als Oficinium festgesetzt.
768 tritt er gemeinsam mit seinem Bruder Karlmann (AL.38/9670 B) die Nachfolge seines Vaters Pippin (AL.38/9600 B) als König der Franken an, der sogleich ausbrechende Bruderzwist wird durch Karlmanns Tod 771 ohne Karls Mitwirkung beendet. 774 befreit er Papst Hadrian I aus der Gewalt seines vormaligen Schwiegervaters König Desiderius der Langobarden (AL.39/19342 B), zieht in Pavia ein, setzt den König ab und bemächtigt sich seines Reiches. 778 muss er die einzige größere militärische Niederlage seiner Regierungszeit hinnehmen, als es ihm auf seinem Feldzug gegen den Emir von Cordoba nicht gelingt, Spanien den Arabern zu entreißen, und beim Rückzugsgefecht bei Roncevalles sein treuer Paladin Graf Roland fällt. Diese Schlacht ist Grundlage des Rolandsliedes, das in der französischen mittelalterlichen Dichtung eine ähnliche Bedeutung hat wie im deutschen Sprachraum das Nibelungenlied.
785 gelingt es ihm, im schon von seinem Vater begonnenen Krieg gegen die Sachsen einen entscheidenden Sieg zu erringen und deren Herzog Widukind (AL.4738 B) unterwirft sich ihm. Karl empfindet die Einverleibung des noch weitgehend heidnischen Sachsenlandes in sein Reich als missionarische Aufgabe, die er freilich meist mit Gewalt löst und erst 804 abschließen kann. So lässt er zum Beispiel 782 in Verden gleich 4500 Sachsen auf einmal hinrichten. 787 unterwirft sich ihm der letzte noch unabhängige germanische Herzog Tassilo III von Bayern, sein Cousin und Sohn seiner Tante Hiltrud. Als Tassilo allerdings im folgenden Jahr erneut aufbegehrt, wird er von Karl gefangen genommen, zum Tode verurteilt, und schließlich mit allen Familienangehörigen zu lebenslänglicher Klosterhaft begnadigt. 791 - 95 drängt er die Awaren bis in die ungarische Tiefebene zurück und gründet im heutigen Ost - Österreich die karolingische Ostmark, die freilich am Ende der Karolingerzeit wieder an die Ungarn verloren geht. Von den Awaren erbeutet er unermessliche Goldschätze, die der fränkischen Goldschmiedekunst zu neuer Blüte verhelfen, nachdem sie vorher durch die Araber von den nordafrikanischen Goldvorkommen abgeschnitten war. 793 versucht er den Bau eines Rhein-Main-Donau-Kanals, scheitert aber an technischen Problemen, die erst in unserer Zeit, genau 1200 Jahre nach Baubeginn, überwunden wurden. Seit 794 schränkt er seine bis dahin rastlose Reisetätigkeit im ganzen Reich ein und macht die Pfalz (Palatium) von Aachen zu seiner ständigen Residenz. 795 gelingt es ihm doch noch, in Spanien Fuß zu fassen und er gründet die Spanische Mark mit der Hauptstadt Barcelona. 798 und 802 tauscht er Gesandtschaften mit Harun al Raschid in Bagdad aus, der ihm, und nicht dem oströmischen Kaiser, den Schutz der christlichen Pilger und der Geistlichkeit in Jerusalem überträgt.
Am 25.12.800 lässt er sich von Papst Leo III, mit dem ihn eine herzliche Freundschaft verbindet, in Rom zum Kaiser krönen, mit dem ausdrücklichen Ziel, in möglichst vielen Bereichen des Lebens eine Renaissance der späten weströmischen Antike zu erreichen. Fortan bezeichnet er sich als "Serenissimus augustus a Deo coronatus magnus pacificus imperator Romanum gubernans imperium qui est per misericordiam Dei rex Francorum et Langobardorum". Er schickt immer wieder Gesandtschaften nach Byzanz - u.a. 811 Graf Hugo v.Tours (AL.36/2370 B) - und 812 muss sich auch der oströmische Kaiser zu Karls Anerkennung bequemen. Der frühe Tod seiner beiden älteren Söhne Karl und Pippin (AL.36/3280 B) kann die bereits 806 nach germanischem Recht beschlossene Teilung und damit Zersplitterung des Reiches noch einmal für eine Generation aufschieben, und er lässt 813 Ludwig (AL.36/2400 B) zum Mitkaiser erheben. In den letzten Monaten seines Lebens leidet er an Fieberanfällen und hinkt auf einem Bein.
Karl war 1,92 m groß, von kräftiger Gestalt, hatte einen runden Schädel, ein breites, freundliches Gesicht mit einer vollen, kräftigen Nase und trug einen großen hängenden Schnurrbart. Er hatte keinerlei formale Schulbildung genossen, seinen Versuchen, in fortgeschrittenem Alter Schreiben und Lesen zu erlernen, war nur mäßiger Erfolg beschieden, wohl aber sprach er neben fränkisch fließend Latein und auch ein wenig griechisch. Um so erstaunlicher sind seine bleibenden geistigen und organisatorischen Leistungen. Das von ihm geeinte und um wesentliche Gebiete erweiterte Reich teilt er in Grafschaften ein, die als Verwaltungseinheiten teilweise noch bis heute bestehen. Er ließ die Gesetze der einzelnen Stämme schriftlich festlegen (Sachsenspiegel, Schwabenspiegel, etc.) und schuf ein ordentliches Gerichtswesen mit Schöffensenaten. Von seinem gelehrten englischen Hofkaplan Alkuin lässt er die überlieferten Bibeltexte neu und einheitlich redigieren und das schon arg verwilderte und verballhornte Latein auf die Originalsprache der Antike zurückführen. Alle Klöster und Bischöfe verpflichtet er zur Führung von Schulen. Er lässt Kopien der Bücher aller antiker Schriftsteller anfertigen, von denen die meisten nur dank karolingischer Abschriften bis heute erhalten sind. Für alle Klöster des Reiches führt er die Ordensregel des heiligen Benedikt verpflichtend ein. Auch im materiellen Bereich sorgt er für die Schaffung und Einhaltung fester Normen. Maße (1 Fuß = 32,16 cm), Gewichte und Münzen werden im ganzen Reich einheitlich und verbindlich. Hatte es im Merowingerreich bis zu 2000 privater Monetare gegeben, die sich dem lukrativen Geschäft der Münzprägung widmeten, so macht Karl die Münze wieder zum königlichen Prärogativ und lässt an 70 Münzstätten einheitliche Pfennige prägen, die wie der hier abgebildete auf der Aversseite sein Portrait und auf der Reversseite die teils griechische Umschrift XRISTIANA RELIGIO zeigen.
Karls Bedeutung als Vater Europas wird in der vorliegenden Ahnenliste, die seine Nachkommenschaft auf den Thronen vieler Länder Europas aufzeigt, und in der er mehr als 100 Ahnennummern besetzt, nur ganz bescheiden dargestellt. Demgegenüber ist er etwa in der Ahnenliste Goethes 6000 mal, in der des Prinzen Wilhelm Karl v.Isenburg (+ 1956) gar mehr als 5 Millionen mal nachgewiesen. Dabei ist freilich zu bedenken, dass man in der 37.Generation, wo er hier erstmalig auftritt, ohne Berücksichtigung des Ahnenschwundes theoretisch schon etwa 100 Milliarden Ahnen hätte.
Vater
Mutter
Sohn
Sohn
Tochter