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Theophanu Skleros v. Byzanz, * 959, + 15. 6. 991 Nimwegen, begr. St. Pantaleon, Köln. In den 60er-Jahren versucht Ks. Otto I für seinen Sohn und Thronfolger die Hand einer porphyrogenite (Purpurgeborenen, d. h. während der Regierungszeit ihres kaiserlichen Vaters geborenen) Tochter des oströmischen Kaisers Nikephoros Phokas zu erringen, um so die Einheit des römischen Ost- und Westreichs wiederherstellen zu können. Dieses Ansinnen wird von den sich unendlich überlegen fühlenden Byzantinern zwar abgelehnt, jedoch bekommt 972 sein Emissär, Erzbischof Gero von Köln, immerhin Theophanu, Nichte des dann regierenden Ks. Johannes Tsimiskes, mit auf den Weg per Schiff über die Adria nach Benevent und weiter nach Rom, wo sie 13-jährig anlässlich ihrer Hochzeit auch gleich zur Kaiserin gekrönt wird. Bestandteile ihrer gewaltigen Dotation sind die Provinzen Istrien (mit Pescara), Walcheren und Wichelen (mit der reichen Abtei Nivelles) sowie zahlreiche Höfe im Reich. Aus Byzanz bringt sie die prunkvolle griechische Kleidung (siehe Abbildung auf der vorhergehenden Seite) und Hofhaltung nach Deutschland, was ihr hier nicht nur Freunde verschafft. Sie bringt aber auch die Gebeine des heiligen Märtyrers Pantaleon, für die sie in Köln die berühmte Kirche mit Anklängen an den byzantinischen Baustil errichten lässt. Dort findet sie auch auf ihren ausdrücklichen Wunsch ihre letzte Ruhestätte und wird noch heute in St. Pantaleon fast wie eine Heilige verehrt.
Nach dem Tod ihres Gatten 983 nennt sie sich (männlich !) Theophanius Imperator und datiert die Urkunden nach ihrer Kaiserkrönung. Zunächst muss sie um die Herausgabe ihres dreijährigen Sohnes Ks. Otto III kämpfen, dessen sich Heinrich der Zänker (AL. 32/96 C) als Onkel zweiten Grades und selbst ernannter Vormund bemächtigt hatte. Dies gelingt ihr mit friedlichen Mitteln auf dem Frauenfriedenstag von Metz im Frühjahr 985, wo sie im Verein mit Ksn. Adelheid (AL. 32/253 B) und Hzn. Beatrix von Oberlothringen (AL. 34/ 263 C) den Zänker dazu bewegen kann. Er wird dafür mit dem seinerzeit aberkannten Herzogtum Bayern wiederbelehnt, während sein inzwischen schon in Regensburg residierender Sohn Heinrich d. Jüngere, der spätere Kaiser Heinrich II, dafür mit dem Herzogtum Kärnten abgefunden wird. Diese Regelung wird im Mai des gleichen Jahres auf einem Reichstag in Frankfurt von allen Fürsten akzeptiert.
Zu Ostern 986 veranstaltet Theophanu einen glanzvollen Hoftag in Quedlinburg, wo sich der Zänker genau zwei Jahre vorher vergeblich zum Gegenkönig krönen lassen wollte. Nun dient er ihr als Truchsess, ebenso wie Hz. Bernhard von Sachsen (AL. 30/48 B) als Marschall. Es erscheinen auch Großfürst Miesko von Polen (AL. 120 B) und sein Sohn Boleslaw (AL. 30/60 B) und bringen als sehr ungewöhnliches Gastgeschenk ein Kamel mit. Durch ihr gutes Einvernehmen mit den Polen und die Belehnung des tüchtigen Grafen Ekkehard mit Meißen (AL. 35/481506 A) und Liuthars von Walbek mit der sächsischen Nordmark kann sie die bedrohte Ostgrenze des Reiches ruhig stellen. 987 interveniert sie im Streit zwischen Hz. Karl von Niederlothringen (AL. 90 B) und Hugo Capet um die französische Krone zu Gunsten des Letzteren und erreicht trotz des Widerstandes des Grafen Heribert von Troyes (AL.32/182 B), der sie sogar zu entführen plante, die Freilassung ihres treuen Vasallen Graf Gottfried des Gefangenen von Verdun (AL. 32/184 B). 990/91 reist sie nach Italien, ordnet dort die Finanzen, und ernennt ihren Vertrauten Johannes Philagathos zum Erzbischof von Piacenza, dem auch Pavia, das Herrschaftszentrum ihrer Schwiegermutter und Rivalin Ksn. Adelheid (AL. 32/253 B) untersteht. Trotzdem wird der Machtkampf zwischen ihr und Adelheid um die Regentschaft für den minderjährigen Otto III durch Theophanus frühen Tod zu Gunsten der älteren Kaiserinwitwe entschieden. In Rom betet sie zu Weihnachten 990 gemeinsam mit dem heiligen Adalbert, Bischof von Prag, am Grab ihres Gatten in der Peterskirche, das sie bis dahin noch nie hatte aufsuchen können. Zu Ostern 991 ist sie am Höhepunkt ihrer Macht und hält einen zweiten Hoftag in Quedlinburg, zu dem diesmal auch Hugo von Tuscien als Vertreter des italienischen Reichsteils erscheint. Auf der Heimreise nach Niederlothringen erkrankt sie schwer und stirbt erst 32-jährig am 15. 6. in Nimwegen im 1796 abgerissenen Valkhof.
Theophanu steht da als sehr menschliches Bindeglied zwischen den Kulturen des Ostens und des Westens. Sie lebte zu einer Zeit da die großen Kirchenspaltungen noch nicht erfolgt waren, die unsere Welt bis heute mit Unfrieden heimsuchen. Seit 1989 findet alljährlich an ihrem Sterbetag in St. Pantaleon, der Kirche des Opus Dei in Köln, am hier abgebildeten Sarkophag der Kaiserin eine Eucharistiefeier statt "für die Einheit der Christen in Ost und West" unter starker Beteiligung katholischer, evangelischer und orthodoxer Gläubiger. Unmittelbar daneben ist das Mosaik mit ihrem Abbild angebracht, das die griechische Gemeinde Kölns anlässlich ihres 1000. Todestages gestiftet hat.
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