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Joly Jean Baptiste Josef, städtischer Beamter, * 1. 3. 1801, I E mit Albertine Verlaine (+ 20. 2. 1830, ihre beiden 3- und 18-monatigen Kinder sterben drei Monate darauf), II E 12. 5. 1831 mit AL. 1a V 25, + 10. 12. 1860 an Krebs, alles in Wien.
Im Alter von sieben Jahren verliert er seine Mutter und wird vom Vater großgezogen, der ihn in einer französischen Schule in Wien unterrichten lässt, während die erst 2 1/2 jährige Schwester zu Pflegeeltern kommt. Mit zehn ist er auf deutsch und französisch perfekt in Wort und Schrift, spielt auch gut auf der Geige, lernt dazu auch noch italienisch und zeichnen. 1848 ist er Verwalter des Bürgerversorgungshauses in St. Marx, das direkt an der Wiener Verteidigungslinie liegt und schwersten Kampfhandlungen ausgesetzt ist. In den Revolutionstagen schreibt er bei offenbar weiter funktionierenden Postverbindungen eine Reihe von erhalten gebliebenen äußerst lebendigen Briefen an seinen 13jährigen Sohn Adolf, der Zögling der k. k. Militärakademie in Wiener Neustadt ist. Z. B. am 19. 10.: "Das Belvedere ist zu einem Lager für die mobile Garde, das sind grösstentheils bewaffnete Arbeiter, ein Theil der academischen Legion und einige Comp. des Stubenviertels, zusammen auf 15.000 Mann hergerichtet, wo auch der Obercommandant Messenhauser (Anm.: kapitulierte am 30. 10. vor Fürst Windischgrätz und wurde standrechtlich erschossen) sein Hauptquartier aufgeschlagen hat und seine äusserst lächerlichen Tagesbefehle erlässt. Solche erbärmliche Creaturen organisieren die Verteidigung der Stadt, gegen wen?" Ferner am 2. 11.:"Nach mehreren wiederholten Plänklereyen wurde endlich unsere Linie von den Croaten Samstag, den 28. um 10 Uhr früh ernstlich angegriffen, das unerhörte und heftige Feuern auf .... unser Versorgungshaus war fürchterlich, nach einer halben Stunde brannten die Stallungen im Wirtshaus und die ganze Dachung glich einem Feuermeer, es wurde jedoch das Weitergreifen desselben mit Feuerspritzen verhindert, unsere sämmtliche Dachung ist von Kugeln und Granaten durchlöchert, ... sämmtliche Fenster ... des Versorgungshauses zerstört." Nach vierstündiger Beschießung greifen die Kroaten an, sprengen nach Stürmung der Barrikaden das hintere Hoftor, "....die rückwärtigen Pfründnerzimmer wurden geplündert, die Pfründner verwundet, einer erschossen ...." Jean tritt mit einer weißen Fahne im großen Hof ganz allein einer wilden Horde Kroaten entgegen, wird misshandelt und verhaftet, findet aber einen Offizier, dem er beweist, dass "nur alte gebrechliche Leute hier seyen." Dieser lässt nun zum Schutz des Hauses eine "Sauve garde" von 1 Gefreiten und 10 Mann zurück und unterbindet weitere Plünderungen. "Montags, den 30. entspann sich hinter Schwächat ein fürchterlicher Kampf zwischen den Ungarn und Croaten, wobei die ersteren total geschlagen und in die Flucht gejagt wurden. .... Nachmittags um drei Uhr begann die Beschiessung der Stadt, welche fürchterlich und im Vergleich die Beschiessung von 1809 nur Katzenmusik war. .... Um 9 Uhr ergab sich die Stadt und das Militär zog in dieselbe. .... Man sucht die Urheber und Wühler dieser uns getroffenen Gräuel hervor, ....die verurtheilt werden. Nur auf diese vernünftige Art der Ausrottung des nicht zuständigen Gesindels können wir auf grössere Ruhe und Achtung vor den Gesetzen rechnen, und wehe denen, die sich noch erkühnen dürften, irgend ein Wort von Geringschätzung gegen Kaiser oder sein Wort fallen zu lassen." Bei allem Patriotismus rettet und versteckt er aber auch elf entwaffnete Bürgergarden in seinem Haus und lässt von ihnen seine mehr als 50 Verwundeten in der "Traiteurie" pflegen. In der Folge wird er für seine große Tapferkeit mit dem goldenen Verdienstkreuz ausgezeichnet.
Vater
Mutter
Sohn