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Wildt (Wilt) Hans der Ältere, Glocken - und Zinngießer in St. Joachimsthal, * in Neukirch, Sachsen, E 1561 Joachimsthal, + nach 1606 ebendort. 1565 - 81 werden ihm acht Kinder geboren, von denen er drei Johannes taufen lässt. 1572 wird er vom Rat der Stadt verurteilt und gerät in Gefahr, aus seiner Zunft der Kannengießer ausgeschlossen zu werden. Er hat nämlich "seine Ehewürthin zu zeitlich beschlafen und geschwängert". Tatsächlich gebiert seine Frau in diesem Jahr zwei Töchter, Margaretha im Januar und Salome im November. Im folgenden Jahr wird er aber auf Bitten seiner Freunde "aus dem Gefängnis entnommen und wiederum zum Bürger geduldet". Er muss 4 Taler Strafe zahlen und geloben, sich in Zukunft fromm und gehorsam zu verhalten. 1580 unterzeichnet er namens seiner Zunft die neu geschaffene Handwerksordnung der vereinigten Kannengießer und Tuchscherer. Es wird festgelegt, dass alle pfündigen und überpfündigen Zinngegenstände mit Stadt- und Meisterzeichen zu markieren sind. Zum Schutz vor auswärtiger Konkurrenz wird bestimmt, dass fremde Meister zwischen den Jahrmärkten kein Zinn feilbieten dürfen. Seine Meistermarke besteht aus den Buchstaben HW in Verbindung mit einer Glocke und dem Stadtzeichen: Einem Schild mit zwei gekreuzten Hämmern und den Buchstaben SI. Das gleiche Zeichen wird auch von seinem Sohn Hans d.Jüngeren (* 1570, nicht unser Vorfahre) verwendet. Obwohl die Stadt inzwischen verarmt war (Geschichte siehe unter Johann Nepomuk Mießl v. Zeileisen, AL. 8/134), erreicht nun der Zinnguss seine höchste Blüte. Wildts Hauptwerk ist die hier abgebildete Taufschüssel der St. Joachimsthaler Dekanatskirche aus dem Jahr 1575. Sie hat einen Durchmesser von 85 cm. Das Mittelstück des prächtigen Kranzes ist ein breiter Fries, der in 35 durch Arkaden voneinander geschiedenen Feldern eine fünf mal wiederholte Folge von sieben Passionsbildern enthält. Diese Darstellungen (Christus am Ölberg, seine Gefangennahme, Christus vor Kaiphas, Dornenkrönung, Handwaschung des Pilatus, Kreuztragung, Christus am Kreuz) sind nicht eigene Erfindungen, sondern Abgüsse nach einer Vorlage des Nürnberger Dürerschülers Peter Flötner. An den Reliefverzierungen wird allgemein der saubere Guss des geschickten Meisters, an den Einzelbildern aus der Leidensgeschichte ihre glückliche Einordnung in den Arkaden gerühmt. Das 36. Feld trägt das Wappen des Stifters und die Jahreszahl. Wildts reich geschmückte Zierkannen befinden sich im Museum für angewandte Kunst in Wien, im Carolino Augusteum in Salzburg, im Gewerbemuseum Dresden, etc. Anfangs der Neunzigerjahre entdeckte ich einmal eine in einem Auktionskatalog, die um DM 36.000 (€ 18.000) versteigert wurde. Berühmt sind auch seine Kirchenglocken: In Platten (1584), Gottesgab (1594) und vielen anderen nordböhmischen und sächsischen Orten. 101) 143) 159)
Sohn