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Mießl von Zeileisen Johann Nepomuk, kgl. Oberzehntner in Joachimsthal, * 1732 in Platten, Böhmen, E 15. 2. 1757 Joachimsthal, + 30. 8. 1800 ebendort. Oberamts- und Berggerichtsbeisitzer, seit 1756 Oberzehntner, Heimatforscher. Wird am 17. 12. 1786 von Kaiser Josef II in den Adelsstand erhoben, weil er "das Mittel ausfindig gemacht hat, den Torf in gemauerten Öfen zu verkohlen und dadurch die Torfkohlen von 46 auf 24 fl herabzusetzen." Er erwirbt das Prädikat von Zeileisen auf Grund seiner 1544 geadelten in männlicher Linie ausgestorbenen Verwandten mütterlicherseits. Von 1788 bis zu seiner Pensionierung 1798 verfasst er in vier Bänden die "Historische Beschreibung der freien Bergstadt St. Joachimsthal". Nur der erste davon ("Vom Ursprung bis 1545") ist noch als Manuskript im böhmischen Landesmuseum in Prag erhalten und diente als Grundlage für Lorenz's Kulturgeschichte, so dass ich mein Wissen um Joachimsthal größtenteils diesem Vorfahren verdanke. Aus dieser Stadt stammen nicht weniger als 20 Familien dieser Ahnenliste mit 52 bisher bekannt gewordenen Personen, darunter 3 Bürgermeister, 3 Stadtschreiber, 1 Stadtrichter, 2 Oberzehntner, 1 evangelischer Pfarrer und ein bedeutender Künstler (Hans Wilt, AL. 14/8548). Es scheint daher angebracht, an dieser Stelle einiges aus der "Historischen Beschreibung" mitzuteilen:
1515 werden in der Herrschaft der in Schlackenwerth residierenden Grafen Schlick beim Dorf Königsgrün Silberadern entdeckt, die bis an die Erdoberfläche führen. 1521 gründen die Grafen an Stelle des Dorfes die Stadt St. Joachimsthal. Sie nimmt einen rasanten Aufschwung und zählt innerhalb von 12 Jahren dank sächsischer Einwanderung mit 18.000 Einwohnern zu den größten deutschen Städten. Prag hat damals 30.000, Pilsen 3000, Berlin 10.000, Dresden 6000 Einwohner. Die Hälfte der Bevölkerung sind Bergknappen, die am Höhepunkt der Produktion 1533 Silber für 242.000 Taler fördern. Die Grafen besitzen das Münzrecht und prägen die Joachimsthaler Groschen, kurz Joachimsthaler oder Taler genannt, woraus sich bekanntlich später auch die Bezeichnung Dollar ableitet. Solcher Reichtum weckte natürlich die Begehrlichkeit des Königs und als sich die Grafen, weil lutherisch, im Schmalkaldischen Krieg auf der Verliererseite befinden, verlieren sie 1547 Münzrecht und Bergwerke an die Krone. Trotzdem bleibt die Stadt von 1532 - 1626 evangelisch und es wirkt dort 1532-65 der berühmte Humanist und Tischgenosse Martin Luthers Pfarrer Johannes Mathesius. Ein Beweis mehr, dass es bei den so genannten Religionskriegen immer viel mehr um wirtschaftliche als um kirchliche Interessen ging.
Allerdings kann sich Ferdinand I seines neuen Besitzes nicht lange freuen. Durch den intensiven Abbau sind die Silbererze bald erschöpft, das Metall verliert zudem durch die reichen amerikanischen Vorkommen rapide an Wert. 1574 ist die Stadt schon wieder so arm, dass die Beamten auf einen Teil ihrer Besoldung verzichten müssen, 1579 wird nur mehr Silber für 6450, 1617 gar nur mehr für 1806 Taler gefördert. Das "Tal" behält aber noch bis zum 30-jährigen Krieg eine überragende kulturelle Bedeutung und bringt, wohl auch dank seiner bekannten Lateinschule auf vielen Gebieten bedeutende Künstler und Wissenschaftler hervor. 1854 beginnt mit der Entdeckung der Radium-Vorkommen eine neue Blüte, die Förderung erreicht in den Dreißigerjahren des 20. Jhdts. Mit jährlich maximal 5 (!) Gramm ihren Höhepunkt. 1945 wird die deutsche Bevölkerung vertrieben und die an ihrer Stelle angesiedelten Zigeuner tragen in keiner Weise zur Erhaltung der historischen Bausubstanz bei. In den Fünfzigerjahren ist St. Joachimstal - jetzt Jachymov - das Zentrum des böhmischen Uranabbaus, doch sind auch diese Erze inzwischen versiegt und die Stadt ist mit weniger als 5000 Einwohnern wieder zu wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit herabgesunken. 20) 101)
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