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Gyges, 687-654 König von Lydien, * um 715, eine der bekanntesten Gestalten der Frühgeschichte, in der Bibel (Ezechiel und Geheime Offenbarung) als König Gog von Magog bekannt. König Kandaules, der letzte Nachkomme des Herakles, will 687 seinen Vater Daskylos (AL.91/8544 L) aus dem Exil in Kappadokien nach Sardes zurückrufen, statt dessen kommt Gyges und wird rasch Minister und Freund des Königs. Nun differieren die Berichte der griechischen Schriftsteller. Laut Xanthos von Lydien wird er von Kandaules beauftragt, dessen Braut Tudo (auch Ludo, Nyssia oder Rhodope genannt) aus dem Osten nach Sardes zu bringen und verliebt sich dabei in sie. Herodot und Platon hingegen berichten, der König sei so stolz auf ihre Schönheit gewesen, dass er sie seinem Freund unbekleidet vorführen wollte und ihn dazu veranlasste, sich in ihrem Schlafzimmer zu verstecken. Plutarch wieder verquickt die Geschichte mit einem Zauberring, mit dessen Hilfe sich Gyges unsichtbar macht. Die Szene ist auf dem hier abgebildeten Gemälde von William Etty dargestellt. Jedenfalls aber entdeckt Tudo das Komplott und stellt Gyges vor die Wahl, ihren Gatten, seinen Freund Kandaules, zu erschlagen, sie zu heiraten und sich zum König zu machen oder selbst hingerichtet zu werden. Nun tötet Gyges den Freund im Zweikampf, heiratet Tudo – die sich wenig später umbringt – und begründet die Dynastie der sagenhaft reichen Mermnaden. Sein Sohn und Nachfolger Ardys (AL.89/2136 L) scheint von einer anderen Frau abzustammen. Er bekriegt erfolgreich die benachbarten griechischen Städte Kolophon, Magnesia, Milet und Smyrna. Aus dem Nordkaukasus fallen dann aber die Kimmerer in Lydien ein, erobern und verwüsten Sardes und 654 fällt Gyges im Abwehrkampf.
In der Neuzeit wurde der Stoff vielfach verwendet, u.a. Friedrich Hebbels Drama Gyges und sein Ring, André Gides Erzählung Le Roi Candaule, Alexander Zemlinskys Oper Der König Kandaules.
Vater
Sohn