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Groitzsch Graf von Wiprecht II, * 1040 posthum in der Altmark, I E ca. 1086 mit AL. 44 888 065, II E 1110 mit Gräfin Cunigunde von Beichlingen, + 22. 5. 1124 Pegau, wo ihm 100 Jahre später in der Laurentiuskirche das auf Seite 274 (und im Gr. Brockhaus Bd. 20, S. 384) abgebildete prächtige Grabdenkmal gesetzt wird. Bruder der Gisela, AL. 27/90 152 961.
Seine früh verwitwete Mutter übergibt ihn dem Grafen Udo von Stade zur Erziehung, der ihm die Stadt Tangermünde vermacht. Er vertauscht diese alsbald mitsamt dem angestammten Balsamerland gegen die Grafschaft Groitzsch. 1063 tritt er in die Dienste Herzog (später König) Wratislaw II von Böhmen (AL. 29/162 E) und knüpft das Bündnis zwischen diesem und Kaiser Heinrich IV (AL. 30/346 E). Am 13. 6. 1075 kämpft er neben dem Kaiser in der siegreichen Schlacht an der Unstrut gegen die mit dem Gegenkönig Rudolf von Rheinfelden (Schwaben) verbündeten Sachsen. 1080 fällt er mit Herzog Wratislaw II in Sachsen ein und zeichnet sich bei der Belagerung von Zeitz durch besondere Grausamkeit aus: Seine Gegner hatten sich in der Jacobskirche verbarrikadiert, die er niederbrennen ließ. Als die Belagerten ausziehen, lässt er ihnen die Augen ausstechen. 1081 zieht er an der Spitze eines 1000-köpfigen Ritterheeres nach Italien, unterwirft für den Kaiser die Lombardei und belagert mit Heinrich IV (AL. 30/346 E) Rom drei Jahre lang. 1084 wird der letzte Widerstand Papst Gregor VII in der Lateranbasilika gebrochen und er wird gezwungen, den vorher mehrfach gebannten Kaiser dort feierlich zu salben und zu krönen. Von der Besatzungszeit, während welcher Wiprecht viele seiner Ritter "an das Gift römischer Weiber" verloren habe, wird dann noch die eher unglaubwürdige Geschichte eines Löwenkampfes berichtet: Wiprecht sei auf Verlangen des Kaisers dem Tier unbewaffnet entgegengetreten und habe ihm mit der bloßen Faust den Schädel zerschmettert.
Jedenfalls aber bekommt sein nachmaliger Schwiegervater zum Dank für die Waffenhilfe gegen den Papst die böhmische Königskrone und Wiprecht selbst das Burggrafenamt von Leissnig und die Königstochter Juditha zur Frau. Für seine in Zeitz und im Lateran begangenen Kirchenfrevel wird ihm eine Buß- und Pilgerfahrt aufgetragen. Er reist in härenen Gewändern nach Rom und nach Santiago de Compostella und gelobt die Gründung eines Klosters. In der Folge erbaut er 1091 - 96 das Benediktinerkloster Pegau.
1104 siedelt er in seiner Grafschaft fränkische Kolonisten an, 1105 unterstützt er noch ein letztes Mal Kaiser Heinrich IV im Kampf gegen dessen Sohn, muss ihm aber 1106 im Auftrag des Mainzer Reichstags die Reichskleinodien abfordern. 1109 beteiligt er sich mit 2000 Mann an der unglücklichen Belagerung Glogaus durch Kaiser Heinrich V. 1110 hält er im böhmischen Erbfolgestreit zu seinem Schwager Boswin und gerät mit diesem in Gefangenschaft, aus der er sich nur durch die Herausgabe zahlreicher Güter an den Kaiser befreien kann. 1112 verschwört er sich deshalb mit seinen bisherigen Feinden, den Sachsen, gegen den Kaiser Heinrich V, belagert vergeblich Groitzsch, doch fällt er 1114 durch Verrat dem kaiserlichen Feldherrn Hoger von Mansfeld in die Hände. Er wird zum Tod verurteilt, seiner Güter beraubt, und samt seiner Familie geächtet. Nach dreijähriger Gefangenschaft auf dem Trifels im Wasgau wieder freigelassen, kann er sogleich die Grafschaften Groitzsch und Leissnig zurück gewinnen. Dazu überträgt ihm noch der Erzbischof von Magdeburg das dortige Burggrafenamt und 1117 wird er am Reichstag von Worms auch zum Markgrafen der Lausitz bestellt. 1123 erkrankt er in Halle und lässt sich in sein Kloster Pegau bringen. Er legt alle weltlichen Würden zurück und verbringt sein letztes Lebensjahr als einfacher Mönch. 120)
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