B 5 H 53
Faltonia Betitia Proba, * um 315. Sie ist eine bekannte christliche Dichterin, schreibt 353 ein Werk über den Krieg zwischen Constantius II und Magnentius, und das noch erhaltene Werk „Cento vergilianus de laudibus Christi“. Um 362, gerade zur Zeit der heidnischen Restauration durch Ks. Julian Apostata, läßt sie sich, ihren Gatten und ihre Kinder taufen. Sie spricht fließend Latein und Griechisch und kennt die Werke Vergils auswendig. In den 694 Versen ihres Hauptwerks sind ebenso viele Verse Vergils verarbeitet, aber so, dass die Verse 1-55 Anrufungen, 56-345 das Alte Testament und 346-688 das Neue Testament erklären. Papst Gelasius erklärt ihr Werk für apokryph, so dass es öffentlich nicht gelesen werden darf. Trotzdem ist es ein „Bestseller", die Kaiser Arcadius (AL.54/395740 G) und Theodosius II (AL.197870 G) lassen sich Abschriften nach Konstantinopel schicken. 1472 wird ihr Werk als erstes einer weiblichen Autorin gedruckt und Giovanni Boccaccio nennt sie in seinem „De mulieribus claris“, aus dem die tieferstehende Miniatur stammt, im 15.Jhdt. eine der einflussreichsten Frauen der Weltgeschichte. Auf der anderen Seite der Rezeption steht der heilige Hieronymus, der sie als „alte Schwätzerin“ bezeichnet. Jedenfalls hält die Beschäftigung mit ihrem Werk an und bis heute werden alljährlich neue literarische Abhandlungen über sie publiziert.
Als Beispiel für Probas ausschließlich aus Worten Vergils zusammengesetzten
Text hier ihre Verse 395-99, Christi Taufe durch Johannes am Jordan:
Christus baptizatur a Ioanne, et Spiritus sanctus descendit de caelo.
Haec ubi dicta dedit, | fluvio mersare salubri
accepit venientem ac mollibus extulit undis:
exultantque vada ac | subito commota columba
devolat et supra caput astitit. | inde repente
radit iter liquidum celeris neque commovet alas.
Vater
Mutter
Sohn
Tochter