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Vorwort
Die Heiligen unter unseren Vorfahren
Herkunft der Familie
Legende
Partner
 
Name
Geb.dat.
St./Bld.
Ahnennr.
 
Mucia
-140
I
3147311 R
 
Mucia Tertia
-105
I
786827 R
 
Muhr (Murr) Hanns
1675
A/St
328
 
Muhr Josef
1709
A/St
164
 
Muhr Konstantia
1793
A/St
41
 
Muhr Martin
1762
A/St
82
 
Munatia Plancina
-35
I
12964876465 G
 
Munatia Plancina
-5
I
133155 R
 
Murray (Murrey) John
1610
GB
B 2480
 
Murray (Murrey) John
1641
GB
B 1240
 
Murray Cattarina
1762
I
155
 
Murray John
1675
GB
620
 
Murray John
1713
GB
B 310
 
Name Vorname, wenn Abbildung rot
Geb. Dat. (grün = geschätzt)
Staat/Bundesld. heute
Nummer in Ahnenliste
Murray John
1713
GB
B 310

B 310 9

Murray John, britischer Diplomat, * 26. 7. 1713 Douglas, Isle of Man, Pf. St. Mathews, + 20. 8. 1775 Venedig. Studiert, wie später auch seine beiden jüngeren Brüder Thomas und Robert am Trinity College in Dublin, Irland, und lässt sich in der Folge in England als Rechtsanwalt (Member of the English Bar) nieder. 1740 kehrt er auf seine Heimatinsel zurück, um dort bis 1748 seinem Vater als Abgeordneter (Key) im Parlament (Tynwald Court) nachzufolgen.

Hier scheinen ein paar erklärende Worte zu dieser Insel in der Irischen See (570 km², 50.000 Einwohner) angebracht, die der Verfasser 1997 besuchte: Die keltische Bevölkerung, deren eigene gälische Sprache Manx erst in unseren Tagen ausgestorben ist, wurde anfangs des 9. Jhdts. von den Wikingern kolonisiert und bis 1266 vom König von Norwegen regiert. Der Bischof von Sodor (verballhornt aus Sødra Øer, südliche Inseln) und Man unterstand sogar bis ins 15. Jhdt. noch der Erzdiözese Trondheim. Seit 1275 wechselten ständig die englischen und schottischen Könige im Besitz der Insel, bis 1406 Lord Stanley, der Earl of Derby, die erbliche Souveränität über Man erwarb. Die englischen Könige kauften die Herrschaft im späten 18. Jhdt. um fast eine halbe Million Pfund von seinen Nachfolgern, den Herzögen von Atholl, zurück, doch hat Man bis heute die vollständige politische Unabhängigkeit von England einschließlich der Steuerhoheit bewahrt. Die Gesetzgebung bildet der Court of Tynwald, das Oberhaus ist der Council und das Unterhaus das 24-köpfige House of Keys, eines der ältesten Parlamente der Welt. Das Wort Key kommt vermutlich vom skandinavischen keise, d. h. gewählt.

1741 erbt John von seinem Vater die Grundherrschaft Lamhorn (Landhorn) in Wirral, County Chester. Da er "Estate, Manor and Lordship" erbt, ist nach kontinentalem Sprachgebrauch seine Bezeichnung als Nobilis später in Italien durchaus gerechtfertigt. 1748 übersiedelt er nach London, um sich dort auf seine diplomatische Karriere vorzubereiten. Um diese Zeit heiratet er die Witwe Lady Judith nach Sir Cavendish Butler Wentworth, Tochter von Sir Ra. Metbanke, die jedoch schon vor seiner Abreise nach Italien stirbt. Die Ehe bleibt kinderlos.

Am 30. 7. 1754 wird er von Georg II zum königlich großbritannischen Gesandten in der Republik Venedig ernannt, wo er am 9. 10. an Bord eines Kriegsschiffes der Royal Navy eintrifft. In den nächsten 12 Jahren schreibt er zumindest jede zweite Woche diplomatische Berichte nach London, die ich in 5 dicke Bände gebunden, im Public Record Office nachlesen konnte (Venice SP 99, 66-70). Zunächst kann er sein Beglaubigungsschreiben nicht überreichen, weil er nach dem Protokoll warten muss "till I fixed His Majesty's Arms over my Door". Obwohl er die Möbel für sein Haus schon drei Monate, bevor er selbst London verließ, abgesendet hat, kommen sie erst lange nach ihm in Venedig an, im Oktober "the Ship is still at Leghorn", d. h. im Freihafen Livorno.

Am 8. 1. 1755 - und auch im nächsten Jahr - berichtet er, dass es ganz außergewöhlich kalt sei und die Lagune ebenso wie alle Kanäle zugefroren sind. Unter dem Datum vom 4. 7. 1755 erfahren wir, dass der Terrorismus in Italien keine Erfindung des 20. Jhdts. ist: "The frequent Murders that daily happen in this City without Punishment are shocking to human Nature, no less than twenty seven Men being murdered publickly in the Streets last Month, and not a Man brought to the Scaffold for it!" 1756 befindet sich England mit Frankreich im Kriegszustand und die englische Flotte beherrscht das Mittelmeer. John schildert mit großer Freude immer wieder die reiche Beute, die dieser oder jener "Man of War" (d. h. Kriegsschiff) den Franzosen abgejagt hat. Es bereitet ihm auch Genugtuung festzustellen, dass die venezianischen Versicherungsmakler englische Fracht mit 3% versichern, während die Franzosen für die Reise aus dem Orient bis Marseilles bis zu 50% Prämie zahlen müssen.

Auf Österreich ist er sehr schlecht zu sprechen, weil sich Maria Theresia ("the Hungarian Queen") gegen Preußen mit Frankreich verbündet hat. Mit ausführlichen Details beschreibt er jede einzelne Schlacht im Krieg um Schlesien, der Österreich finanziell ruiniert. 1758 sind die kaiserlichen Emissäre in ganz Italien unterwegs und versuchen meist vergeblich Geld aufzutreiben. In Venedig bieten sie Görz und Gradisca für 5 Mio. Dukaten zum Kauf an, aber der Doge lehnt ab. Maria Theresia hat auch schon alles Kirchensilber für Münzzwecke einschmelzen lassen. Diese Nachricht lässt die damals erfolgte Einführung des Papiergeldes ("Banco-Zettel") in Österreich weniger als wirtschaftlichen Fortschritt , denn als Kriegsnot-Maßnahme erscheinen! In Kärnten und den anderen südlichen Kronländern seien bereits drei Viertel der Männer zum Militär eingezogen und die Hälfte der Felder könne dadurch nicht bestellt werden.

John fühlt sich in Venedig sehr wohl, wenn es ihn auch stört, dass den ausländischen Gesandten der Verkehr in den Häusern des örtlichen Adels verboten ist. Die zahllosen Maskenfeste, die alljährlich von Oktober bis zum Ende des Karnevals veranstaltet werden, helfen aber, dieses Verbot zu umgehen. Um 1760 beginnt er eine Liaison und "he has begotten his four natural children on the body of Cattarina Podrimolli". Als er schließlich in die Türkei versetzt wird, möchte er Cattarina und die Kinder mitnehmen, sie weigert sich aber und heiratet bald nach Johns Abreise Francesco dell'Acqua in Venedig.

1765 verfasst er eine über 100 Seiten starke ausführliche Beschreibung der Republik, die sich vom Gardasee bis zur Bucht von Cattaro (Kotor) erstreckt. Dabei urteilt er u. a. über eines der beliebtesten Urlaubsziele der Wiener: "Caorle is another ill inhabited Town by reason of its unwholesome Air". Im November 1765 erfährt er von seiner Beförderung zum Botschafter bei der Hohen Pforte und ersucht um Heimaturlaub vor Antritt des neuen Postens. Dieser wird nur ungern gewährt, so dass John von seinem unverschämten Verlangen sofort wieder absieht und somit in 21 Jahren diplomatischer Tätigkeit die Heimat nie wieder gesehen hat.

Am 6. 2. 1766 lässt König Georg III die hier teilweise abgebildeten Instruktionen ausfertigen. Er beauftragt seinen "Trusty and Wellbeloved John Murray Esq." Unter anderem "... (to employ) Yourself likewise towards the Good of all Christians in General, of what Nation ....soever they be, but more particularly those of the reformed Religion, that shall desire Our Protection." Das Wohlergehen der englischen Turky Company liegt dem König besonders am Herzen, "for whose Good and Benefit You are especially to reside there." Die Gesellschaft wird von dem in der Türkei weit verbreiteten Falschgeld geplagt und daher "You shall take some fit oportunity to intimate to theGrand Vizir the Mischiefs and ill Consequences of that Abuse. And in case any English Factor shall transgress therein, either by importing such Moneys, colouring them, or receiving them .... , We do hereby give You Power and Authority to punish such Offenders." Für türkische Passagiere und Waren, die auf britischen Schiffen zu Schaden gekommen waren, wurden immer wieder Regress-Ansprüche gestellt, daher "You are to declare Our positive Resolution, that neither We nor any of Our Subjects shall at any time answer (...for them and they ...) shall bear their Own Hazard of Corsairs and Pirates of what Nation soever, and sustain all other Accidents where unto the Sea is liable, and from which they can only be protected by the One Omnipotent God."

In einem Royal warrant (kgl. Erlass) vom März 1766 an den Chancellor of the Exchequer of the King's Treasures (Finanzminister) wird angeordnet: ".... to pay unto John Murray Esquire, His Majesty's ambassador to the Ottoman Porte, the sum of Three Pounds by the Day, to commence from the Sixteenth Day of December 1765 inclusive and to determine on the Day of his returning into His Majesty's presence, or sooner upon signification of His Pleasure. To be Paid from Three Months to Three Months ...." Am 11. 5. 1766 verlässt er Venedig auf einem eigens dafür abgestellten Kriegsschiff und reist in die Türkei. Die Reise ist nicht zuletzt wegen der griechischen Piraten voller Gefahren, die den Aufstand von Morea (Peloponnes) zum Vorwand nehmen, auch friedliche Reisende auszurauben.

In Konstantinopel leben die europäischen Diplomaten sehr isoliert und John muss auf manchen bisher gewohnten Komfort verzichten, sein Vergleich des neuen Dienstorts mit der Serenissima fällt sehr negativ aus: "I have spent twelve wonderful years in the happy Republick (sic!) and shall ever regret my being forced to make the change to this embassy." Nur die athesischen Winde, die der Stadt das angenehmste Klima der Welt verleihen, machen ihm den Aufenthalt erträglich. Allerdings benützt er die Gelegenheit, Reisen bis an die Grenzen des exotischen Landes zu unternehmen. So bereist er Griechenland, Ägypten und sogar Äthiopien, wobei ihm seine Kenntnis der orientalischen Sprachen zu Gute kommt. Sultan Mustapha III, in den stets verschlüsselten Berichten immer nur als "Grand Signor" bezeichnet, ist ein grausamer Despot, der nächtens inkognito durch die Straßen seiner Hauptstadt geht, und unzufriedene Bürger sofort exekutieren lässt. "Such are the ways of these eastern monarchs" schreibt John.

Er kommt mit dem ausdrücklichen Auftrag Georg III, den drohenden türkisch-russischen Krieg zu verhindern, da beide Mächte mit dem Hof von St. James verbündet sind. Das gelingt ihm zwar nicht, doch kann er wenigstens den russischen Botschafter, der 1768 bei Kriegsausbruch einfach eingekerkert wird, aus seinem Gefängnis befreien, wofür sich die Zarin Katharina II ausdrücklich bei ihm bedankt. Er entfaltet eine rege, stets in einem Zahlencode geschriebene Korrespondenz mit seinem Außenminister in Whitehall und seinen Botschafter-Kollegen in ganz Europa. Die Postverbindungen sind nicht schlecht: So geht zum Beispiel alle 14 Tage eine Postkutsche nach Wien ab und ist regelmäßig nur drei Wochen unterwegs. In einem Bericht vom 7. 10. 1771 schreibt er: "The operations of the Russian Army have been lately confined to some detachments of Cossacks, that have passed the Danube and carried off the Inhabitants of some Greek Villages. The Fleet has lately landed some Troops upon Negropont and carried away Cattle and Corn. They afterwards proceded to Volo, where they made a large supply of Corn. From thence they sailed to the Gulph of Salonica and emptied a large Magazine of Tobacco. They afterwards destroyed a Fort in the Gulph of Finicia and attempted another unsuccessfully at Macri."

1772 ist er über die Teilung Polens durch Österreich, Preußen und Russland empört. Die drei Mächte hätten sich verschworen, das Land bis auf den letzten Silberlöffel auszuplündern und die Türken fürchten, ein ähnliches Schicksal von den Russen zu erleiden. 1773 berichtet er vom drohenden Zerfall des türkischen Reiches ("this empire is crumbling away"), von den Aufständen in Ägypten und vom Tod Mustaphas III, dessen schwächlicher Nachfolger 1774 einen demütigenden Frieden schließen muss.

1775 wird John von der Hohen Pforte abberufen, erkrankt auf der Heimreise an einer Vergiftung, und stirbt am 11. 8. In Venedig, wo ihm der folgende Epitaph gesetzt wird:

JOHANNI MURRAY NOBILI ANGLO QUI MAGNAE BRITANNIAE REGIS APUD VENETOS LEGATIONE PER PLURIMOS ANNOS FELICITER ACTA DEINDE BYZANTIACA SUMMA CUM POTESTATE DIFFICILLIMIS ETIAM TEMPORIBUS PARI LAUDE FUNCTUS IN PATRIAM REDIENS VENETIIS OBIIT OMNIBUS DEFLECTUS. V.ID. AUG. MDCCLXXV AETATIS SUAE LXI

Von seinen sechs Geschwistern (weitere vier starben jung) ist vor allem seine Schwester Elizabeth bemerkenswert, die nach seinem Tod seine vier unehelichen Kinder in ihr Haus aufnahm und für deren standesgemäße Verheiratung sorgte. Sie war mit dem berühmten englischen Konsul Joseph Smith in Venedig verheiratet, der Antonio Canal, alias Canaletto, entdeckte, zahlreiche seiner Bilder an den Duke of Bedford schickte und schließlich den Maler selbst nach England brachte. Zudem besaß er die sehr umfangreiche Bibliotheca Smithiana, deren 900-seitiger Katalog noch heute u.a. im Prunksaal der österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Sie wurde von König Georg III um £ 10.000 angekauft und bildet mit den Grundstock der British Library im British Museum in London. 19) 36) 40) 108) 109) 122) sowie Manuskripte in der British Library, im Public Record Office und im Manx Museum.

Vater

Mutter

Tochter

Murray John
Botschafter John Murray
Murray John
Instruktionen König Georg III von England für seinen Botschafter bei der Hohen Pforte John Murray, 6.2.1766
 
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